Grundlagen der Semantik
Semantik, Teilbereich der Semiotik und Teildisziplin der Linguistik
- Typ:
- Unterrichtseinheit
- Umfang:
- 44 Seiten (0,9 MB)
- Verlag:
- Mediengruppe Oberfranken
- Auflage:
- (2011)
- Fächer:
- Deutsch
- Klassen:
- 11-13
- Schulform:
- Gymnasium
Die Unterrichtseinheit wird – nach einer längeren Initialphase, die das Motivationspotenzial von sprachspielerischen Scherzfragen nutzt – die Lernenden an eine strukturierte Erarbeitung des deutschen Systems von Verwandtschaftsbezeichnungen heranführen, wobei konsequent der wissenschaftspropädeutische Zugriff durchgehalten wird. In diesem Kontext ist auch die Einführung und Anwendung der formelhaftkomprimierten und logisch-konzentrierten Beschreibungssprache der strukturellen Semantik und das sich wiederholende Verfassen von kurzen fachwissenschaftlich akzentuierten Expertisen zu semantischen Einzelphänomen zu sehen.
Darüber hinaus wird den Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit geboten, augenscheinlich funktionierende semantische Systeme wie das Begriffsgefüge zur Bezeichnung von bluts- und heiratsverwandtschaftlichen Beziehungen in mehrfacher Hinsicht zu problematisieren, indem
- sie veranlasst werden, differenzierend-kritisch zu betrachten, dass Verwandtschaftsbezeichnungen mitunter im referentiell uneigentlichen Sinne verwendet werden – etwa wenn die Schwiegertochter ihren Schwiegervater mit Opa anredet und damit schlicht die Identi?zierungsvariante ihrer Kinder nachahmt,
- sie systematisierend untersuchen, mit welcher Intention bzw. Wirkung in Alltagsgesprächen in der Regel Koseformen verwandtschaftlicher Bezeichnungen genutzt werden,
- sie dazu geführt werden, im Zugriff auf moderne, nicht-traditionelle Arten des quasi-familiären Zusammenlebens denotative Lücken in unserem Wortschatz zu orten und diese auf sprachkreative Weise gegebenenfalls auszufüllen.
Am Ende sollten die Lernenden aufgrund hinreichend entfalteter Erkenntnisse zu den Bezeichnungen für zwischenmenschliche Beziehungskonstellationen in der deutschen Sprache beispielhaft erfahren haben, dass komplexe historisch gereifte Bedeutungs- und Benennungssysteme im Sinne von Flexibilität durchaus belastbar und – angesichts einer sich fortentwickelnden gesellschaftlichen Realität notwendigerweise – unvollständig sind. Außerdem sollte den Schülern der wichtige Funktionsaspekt von Sprache vermittelt worden sein, der darin besteht, dass sich die Menschheit – und so auch jeder einzelne Sprecher – über den schlichten und selbstverständlich erscheinenden Umstand, dass Wörter Bedeutungen tragen, die Welt erschließen kann und dass auf diese Weise Sinnhaftigkeit zugleich möglich und garantiert wird, da weitgehend verlässliche semantische Strukturen den in ihrer Lebenswelt zum Handeln zwangsläu?g aufgerufenen Partnern einer Sprachgemeinschaft die nötige Orientierung und den erforderlichen Halt gewähren.
Die einzelnen Unterrichtsschritte im Überblick:
- 1. Schritt: Phänomenaufwurf und Begriffsklärungen
- 2. Schritt: Verwandtschaftsbezeichnungen im Deutschen
- 3. Schritt: Diachrone Veränderungen bei den Bezeichnungen für Verwandtschaftsbeziehungen
- 4. Schritt: Drei Problematisierungen
- 5. Schritt: Die welterschließende Funktion der Wortbedeutung
Kompetenzen und Unterrichtsinhalte:
* Die Schüler setzen sich in einem fachwissenschaftlich ausgerichteten Lernprozess mit den Grundlagen der Semantik auseinander und erweitern ihr kommunikationstheoretisches sowie ihr grammatisches Wissen.
* Sie eignen sich die Fachtermini der Semantik an und verwenden diese wiederholend in der Ausarbeitung von kleineren Expertisen zu semantischen Problemstellungen.
* Sie machen sich mit dem System der Verwandtschaftsbezeichnungen im Deutschen auf differenzierte und umfassende Weise vertraut, indem sie insbesondere auch diachronen Entwicklungen nachgehen.
* Sie erfassen sowohl in der Auseinandersetzung mit Einzelphänomenen wie auch in der Beschäftigung mit überblicksartigen Darstellungen die welterschließende Funktion gerade der Bedeutungsseite sprachlicher Zeichen.
* Sie reflektieren exemplarisch ihr eigenes Sprachverhalten im Kontext des historisch gewachsenen Gegenwartsdeutschen und suchen nach kreativen Lösungen für bestehende Ausdruckslücken im System der Bezeichnungen für moderne zwischenmenschliche Beziehungsverhältnisse.
* Sie gewinnen Routine und Sicherheit im methodisch abwechslungsreich gestalteten Umgang mit den unterschiedlich kombinierten und koordinierten Sozialformen der Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit.