Lektüren im Unterricht: Roth - Hiob - Roman eines einfachen Mannes
Literatur fertig für den Unterricht aufbereitet
- Typ:
- Arbeitsblätter / Unterrichtseinheit
- Umfang:
- 82 Seiten (1,0 MB)
- Verlag:
- School-Scout
- Auflage:
- 2 / 2013
- Fächer:
- Deutsch
- Klassen:
- 11-13
- Schulform:
- Gymnasium
“Lektüren im Unterricht” gibt Ihnen alle notwendigen Unterrichtshilfen und Arbeitsblätter an die Hand, um Joseph Roths “Hiob – Roman eines einfachen Mannes” im Unterricht zu erarbeiten und Ihre Schülerinnen und Schüler so bestmöglich auf die zentralen Abiturprüfungen vorzubereiten. Im Fokus steht dabei die möglichst selbstorganisierte Erarbeitung der Lektüre.
Das Material bietet umfangreiche und didaktisch aufbereitete Arbeitsblätter sowie Kopiervorlagen für den direkten Einsatz in verschiedenen Phasen der Lektürearbeit. Ein strukturierter und differenzierter Leseprozess wird dadurch angeleitet, die weitere Bearbeitung im Unterricht maßgeblich erleichtert. Aufgaben zur Interpretation leiten gezielt bei der Erarbeitung des Werkes an, die durch eine genaue Inhaltsangabe sowie tiefergehende Charakterisierungen unterstützt wird. Arbeitsblätter zur Leistungsüberprüfung sowie eine abschließende Klausur mit Erwartungshorizont und ausführlicher Musterlösung können zur Klausurvorbereitung sowie zur Selbstüberprüfung herangezogen werden.
Joseph Roths Werk “Hiob” beschreibt den Lebens- und Leidensweg einer jüdischen Auswandererfamilie aus Osteuropa. Das Schicksal des Vaters Mendel weist dabei zahlreiche Parallelen auf zu der Geschichte des biblischen Hiob. Handlungsort der Lektüre ist zunächst eine Kleinstadt in Russland und nach der Emigration der Protagonisten die Vereinigten Staaten von Amerika, genauer New York. Die Handlung erstreckt sich über drei Jahrzehnte und veranschaulicht somit die Entwicklung zweier Generationen einer Familie.
Inhalt:
- Didaktische Hintergrundinformationen
- Lesebegleitende Lektürehilfen – Lesedokumentation
- Zusammenfassung, Textanalyse & Interpretation
- Charakterisierung der Hauptpersonen (Mendel Singer, Deborah, Menuchim, Alexej Kossak, Sam, Schemarjah, Mirjam, Jonas)
- Arbeitsblätter zur Erarbeitung der Lektüre im Unterricht (Fragen zu Inhalt, Form und Analyse des Werkes)
- Kompaktes Prüfungswissen in Frage und Antwort
- Anregungen & Hinweise zur Erstellung von Klausuren
- Direkt einsetzbare Klausur (Identität in Joseph Roths Roman “Hiob”
Textauszug:
- Neue Sachlichkeit versus künstlerische Ausformung des Rohmaterials*
Joseph Roth verarbeitete in seinen Werken nicht nur Elemente seines jüdischen Glaubens, sondern auch die Geisteskrankheit seiner Frau, den Verlust des Vaterlandes und das Leben im Exil. Von den mannigfaltigen Strömungen des 20. Jahrhunderts kann Roths Werk am ehesten der Neuen Sachlichkeit zugeordnet werden. Die kühle, distanzierte Schilderung dieser Strömung kombinierte Roth mit seinen journalistischen Schreibmethoden, welche ebenso wie die Neue Sachlichkeit auf scheinbare Objektivität abzielen. Roth distanzierte sich allerdings von der Neuen Sachlichkeit, da er es bevorzugte, Fakten künstlerisch bearbeitet zu einem Kunstwerk zusammenzufügen, statt die Informationen unbearbeitet für sich wirken zu lassen.
Der Roman im Kontext der Zeit
Wie üblich für die Literatur des 20. Jahrhunderts, finden sich in Roths Roman „Hiob – Roman eines einfachen Mannes“ von 1930 Züge verschiedener Strömungen und Genres. „Hiob“ weist autobiographische Elemente (Geisteskrankheit der Ehefrau), Züge der Neuen Sachlichkeit und eines journalistischen Stils sowie mystifizierende religiöse Elemente (wie die Heilung Menuchims) auf.
Roth: eigene Theorie zu Werk/Schreibart?
Roth äußerte sich in essayistischen Arbeiten wie „Schluss mit der neuen Sachlichkeit“ kritisch zu benannter Stilrichtung. 1930 wendete sich Roth von der Neuen Sachlichkeit ab, welche er ursprünglich stark unterstützte. Er kritisierte in dem Artikel die Leichtgläubigkeit der Leser, welche die „dokumentarische Authentizität des Geschriebenen“ einfach hinnehmen würden. Gleichzeitig forderte Roth eine künstlerische Verarbeitung der Inhalte: sie sollen nicht als ‚nackte Tatsachen‘ präsentiert werden. Roth war davon überzeugt, dass man die ‚Wirklichkeit‘ für den Leser erst schaffen müsse, indem man die Fakten ästhetisch forme. Daher beschreibt Roth sein Werk auch als durch die Sprache „umgewandelte Realität“.
Roths Werk „Hiob“ ist ein Roman, welcher wie üblich für das Genre die Merkmale der Entwicklung des Hauptcharakters durch eine Krise aufweist. Zudem beinhaltet das Werk ein relativ komplexes Figurengefüge und eine mehrsträngige Handlung, deren offensichtlichste Teilung durch das Zurücklassen Menuchims in Europa entsteht. Der Roman „Hiob“ ist keiner bestimmten Romangattung zuzuordnen. Er weist Elemente des Gegenwartsromans, Bewusstseinsromans, Bildungs- und Entwicklungsromans auf. Ebenso wird durch die augenfällige Parallele zur christlichen Figur des Hiobs ein Element des Historischen Romans verwendet.
Der historische Hiob – Roths Hiob
Im Buch Hiob 1, Vers 1-22 wird die Geschichte des gottesgläubigen Mannes Hiob erzählt. Dieser verliert all seinen Besitz und seine Familienmitglieder, weil Gott und Satan testen wollen, ob er durch diese Unglücke vom Glauben abfällt. Im Roman Roths wird der biblische Hiob auf vier Ebenen aufgegriffen. Erstens wird Mendel Singer bereits durch den Titel des Romans als Hiob geprägt. Dem Namen macht er alle Ehre, indem er die Schicksalsschläge zu ertragen versucht, die ihm auferlegt werden. Zweitens wendet sich Mendel an seine Frau Deborah und seine amerikanische Schwiegertochter Vega, um über seine Probleme zu reden. Drittens zeigt Mendel sich gegenüber der musikalischen Begabung seines jüngsten Sohnes Menuchims ignorant und kann auch den Wunderheilungsideen Deborahs nichts abgewinnen. Diese Ignoranz und Blindheit ist aber die Voraussetzung für die vierte Gemeinsamkeit mit dem biblischen Hiob. Mendel lernt erst durch das Wiederauftauchen Menuchims, nun ein gefeierter Komponist, dass Jahwe mächtig und gütig ist. Mendel baut so an seinem Lebensende eine neue Beziehung zu Gott auf, die persönlicher und weniger naiv ist. Neben diesen inhaltlichen Parallelen kommen Hiob und Mendel beide aus dem Osten, haben mehrere Kinder und fürchten sich davor, unwissentlich gesündigt zu haben.
Die Rolle der Religion
Wie durch den Titel des Romans deutlich wird, ist die biblische Vorlage ausschlaggebend für die Struktur des Rothschen Romans. Mendel arbeitet daheim im Schtetl in Zuchnow als Bibellehrer jüdischer Jungen, sodass die Religion bei ihm auch beruflich eine Rolle spielt. Zu Beginn des Romans ist Mendel ein relativ armer, aber glücklicher, frommer und keineswegs außergewöhnlicher Jude. Durch die Geburt seines gehandicapten Sohnes Menuchim wird die Glaubensprüfung bereits angestoßen. Die Probleme mit seiner Tochter Mirjam (Kap. 6) und den Söhnen (Kap. 3) rufen seine aktive Entscheidung für die Übersiedelung nach Amerika hervor. Da Mendel sich in Amerika zunehmend von seiner Familie abgrenzt und diese ihm durch Krieg und Krankheiten entrissen wird, wendet Mendel sich vom Glauben ab. Er findet diesen erst wieder, als sein Sohn Menuchim bei ihm auftaucht. Somit werden historische Umstände (Aufstände in Russland, erster Weltkrieg, Amerikafaszination) instrumentalisiert, um die hiobsche Glaubensgeschichte Mendels im modernen Kontext begreifbar zu machen.
Komplette Vorab- oder sukzessive Lektüre
Aufgrund des geringen Umfangs des Werks empfiehlt sich eine komplette Vorablektüre. Allerdings macht es durchaus auch Sinn, die Schüler/innen durch Lesen des ersten oder der ersten drei Kapitel zunächst nur in den Plot einzuführen und mit ihnen einen möglichen Ausgang des Werks (Wird Mendel Zuchnow je verlassen? Wird er sich je für Amerika begeistern können? Wird die Familie Menuchim je wiedersehen? Wird Mendel seinen Glauben nach Mirjams Erkrankung je wiederfinden?) zu diskutieren. Die Fragen können vor jedem Kapitel zur Debatte gestellt werden und nach dem Lesen geprüft werden. Die Vorabanalyse der Geschichte Hiobs bietet sich ebenfalls an.