Daniel Kehlmann - Die Vermessung der Welt
Begleitmaterial zur Lektüre zum Download. Arbeitsmaterialien Oberstufe
- Typ:
- Unterrichtseinheit
- Umfang:
- 53 Seiten (1,6 MB)
- Verlag:
- Mediengruppe Oberfranken
- Auflage:
- (2011)
- Fächer:
- Deutsch
- Klassen:
- 11-13
- Schulform:
- Gymnasium
Daniel Kehlmanns Die Vermessung der Welt ist eine wahre Fundgrube. Vor allem für den gebildeten Leser zeigen sich überall Anspielungen, Bezüge und Querverbindungen, seriöse Denkanstöße und ironische Spielereien. Aber auch für Schülerinnen und Schüler ist das Werk eine anregende Lektüre, nicht nur, weil es im positiven Sinne leicht erzählt wird, sondern auch, weil es einen neuen, (post-)modernen, von Pathos und Bewunderung freien Blick auf eine für die moderne Welt ungemein wichtige Epoche und deren prägende Persönlichkeiten wirft.
Überraschend ist aber auch das Thema des Romans: Ausgerechnet die tausendmal beleuchtete Welt der deutschen Klassik und die ebenso oft aufbereiteten Biogra?en von Bildungsikonen wie den Brüdern Humboldt, dem Mathematiker Gauß, von Goethe und Schiller sucht sich der junge Autor aus – und zur allgemeinen Überraschung kann er dieser Welt neue, originelle und nicht zuletzt unterhaltsame Aspekte abgewinnen. So einhellig positiv war die Resonanz, dass es das Werk des jungen Autors kaum fünf Jahre nach seinem Erscheinen geschafft hat, in mehreren Bundesländern zur Abitur-P?ichtlektüre zu avancieren.
Keine Behandlung im Unterricht wird es schaffen, alle Möglichkeiten, die dieser gar nicht so umfangreiche Roman bietet, vollständig auszuschöpfen; wer immer ihn sich vornimmt, wird Prioritäten setzen müssen. So greift auch das hier skizzierte Unterrichtsmodell nur einige zentrale Aspekte auf und lässt andere, durchaus lohnende weg. Die literarische Gestaltung historischer Vorlagen z.B. ist nur gestreift, auch die besondere (fast durchweg im Konjunktiv der indirekten Rede gehaltene) Erzählweise wird nicht explizit thematisiert. Aufgearbeitet werden könnten auch die besonderen politischen Bedingungen der Vormärz-Zeit, die über den Besuch Gauß? und seines Sohnes in Berlin oder die Reise Humboldts nach Russland ins Blickfeld tritt.
Betont sind dagegen die fächerverbindenden Aspekte, die sich hier wie bei kaum einem anderen Werk öffnen und hier sogar in den Bereich der Mathematik und der Naturwissenschaften reichen, was nicht nur selten der Fall ist, sondern auch ganz modernen (An-)Forderungen an Bildung entspricht. Aufgegriffen und in wesentlichen Punkten vertieft wird auch die spezielle Konzipierung der Figuren und die damit verbundene Strukturierung der Handlung. Nicht zuletzt soll der Roman beispielhaft für postmoderne Theorien und Sichtweisen interpretiert werden.
Gerade weil der Roman in einigen Bundesländern zur schriftlichen und mündlichen Abiturprüfung vorgesehen ist, wird auch stark auf die analytischen und interpretatorischen Kompetenzen abgehoben. Als Entlastung für die unterrichtende Lehrkraft bietet die Unterrichtseinheit ausführlich gestaltete Textrecherchen zu zentralen Fragestellungen an.
Kompetenzen und Unterrichtsinhalte:
- Die Schüler lernen mit Daniel Kehlmanns Die Vermessung der Welt einen aktuellen und erfolgreichen Roman kennen
- Sie erkennen in den Protagonisten des Romans, dem Mathematiker Carl Friedrich Gauß und dem Naturforscher Alexander von Humboldt, historische Persönlichkeiten, die nach den Intentionen eines Romans zu literarischen Figuren gestaltet sind
- Sie recherchieren den historischen Hintergrund der dargestellten Figuren und Sachverhalte und analysieren bzw. reflektieren deren literarische Gestaltung
- Sie erkennen in der kritischen Auseinandersetzung mit dem Weltbild der Aufklärung und dem Bildungsideal der Weimarer Klassik das zentrale Thema des Romans und erarbeiten die damit verbundenen Theorien
- Sie deuten das titelgebende Messen und Vermessen einerseits als Bild für den Erwerb von empirischem Wissen und das Ausloten (Vermessen) menschlicher Erkenntnismöglichkeit, andererseits als Bild für die Vermessenheit des Menschen, darüber dauerhaft und komplett verfügen zu wollen
- Sie erschließen exemplarisch für die kompositorischen und erzählerischen Mittel das Konzept der Komplementärfiguren als Strukturmerkmal
- Sie lernen den Begriff der Postmoderne kennen, diskutieren seine literaturhistorische und allgemeine Bedeutung und wenden seine Theorie auf Kehlmanns Roman an.
Die einzelnen Unterrichtsschritte im Überblick:
- 1. Schritt: Carl Friedrich Gauß – der „Princeps Mathematicorum“
- 2. Schritt: Die Brüder Humboldt – ein bildungsbürgerliches Experiment
- 3. Schritt: Zahlen bannen die Unordnung – das Messen und Vermessen
- 4. Schritt: „Weil es Dich gab, mußte ich … werden“ – Komplementär?guren als Grundmuster des Romans
- 5. Schritt: Von den „großen Erzählungen“ zu den kleinen „Sprachspielen“ – die „Vermessung“ als postmoderner Roman