Vom Mädchen zum Symbol - das "Tagebuch" der Anne Frank
Untersuchungen zur Editions- und Wirkungsgeschichte
- Typ:
- Unterrichtseinheit
- Umfang:
- 50 Seiten (4,3 MB)
- Verlag:
- RAABE
- Auflage:
- (2014)
- Fächer:
- Deutsch
- Klassen:
- 11-13
- Schulform:
- Gymnasium
Das berühmte Tagebuch, das Anne Frank in ihrem Amsterdamer Versteck schrieb, ermöglicht einen kritischen Einblick in Rezeptions- und Wirkungsmechanismen literarischer Texte: Ihre ursprünglich rein privaten Aufzeichnungen hat Anne Frank selbst für eine mögliche Veröffentlichung überarbeitet, später haben ihr Vater und die Übersetzerin den Text für die deutschsprachige Publikation umgestellt, gekürzt und geglättet. Erst seit 1988 ermöglicht eine textkritische Edition den systematischen Vergleich unterschiedlicher Fassungen. Zuletzt wurde die autorisierte Ausgabe des “Tagebuchs” 2001 durch fünf zuvor unbekannte Manuskriptseiten ergänzt. Ihre Schülerinnen und Schüler erschließen durch genaue Textanalyse die Motive der Bearbeiter und untersuchen anhand von Rezeptionszeugnissen die Wirkungsgeschichte des “Tagebuchs” von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Dauer: 6 – 9 Unterrichtsstunden plus Leistunmgskontrolle
- Kompetenzen:
- Charakteristika der autobiografischen Gattung „Tagebuch“ kennen
- das „Tagebuch“ Anne Franks unter inhaltlichen Aspekten interpretieren
- Sprache und Stil im Vergleich unterschiedlicher Fassungen reflektieren
- mediale Bearbeitungen untersuchen („Broadway-Fassung“)
- in Arbeitsgruppen kooperieren und Ergebnisse im Plenum präsentieren
Als Schullektüre ist das Ragebuch seit Jahrzehnten beliebt. Es wird in der Regel in der Mittelstufe gelesen und – häufig im Fächerverbund von Deutsch und Geschichte – mit den Themen „Nationalsozialismus“ und „Holocaust“ verknüpft.
Diese Reihe für den Literaturunterricht der Oberstufe setzt andere Schwerpunkte: Sie rückt die Editions- und Wirkungsgeschichte in den Fokus. In detaillierter Textarbeit vergleichen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Fassungen, die Anne Frank selbst, ihr Vater sowie spätere Herausgeber erstellten. Anhand unterschiedlicher Zeugnisse der Rezeptionsgeschichte – Buchumschläge, Vorworte und eine Theater-Adaption – verfolgen die Lernenden zudem die deutschsprachige Wahrnehmungs- und Wirkungsgeschichte, die das jüdische Mädchen Anne Frank schließlich zu einem „Symbol für alle Opfer von Rassismus, Antisemitismus und Faschismus“ werden ließ, wie es im offiziellen Internetauftritt des Anne-Frank-Fonds heißt.
Ziele der Reihe: Die Schülerinnen und Schüler …
- erkennen Erlebnisse und Gedanken eines in der Adoleszenz befindlichen Mädchens
(und nicht etwa das Thema „Holocaust“) als Themenschwerpunkt der Aufzeichnungen; - erhalten einen Einblick in die verschiedenen Versionen des „Tagebuchs“ und erkennen,
dass es „Das Tagebuch der Anne Frank“ (Titel von 1950) als solches nie gegeben hat; - gewinnen am Beispiel von Rezeptionszeugnissen Einsicht in spezifische Wirkungs-
mechanismen des „Tagebuchs“ im Kontext der Zeitumstände; - erweitern ihre Reflexionsfähigkeit im Hinblick auf die Rezeption literarischer Texte,
indem sie die „Universalisierung“ Anne Franks kritisch nachverfolgen.