Von der Aufklärung zum Sturm und Drang
Unterrichtseinheit mit Abschlussklausur für die Oberstufe
- Abiturthema in:
- Typ:
- Unterrichtseinheit
- Umfang:
- 46 Seiten (0,5 MB)
- Verlag:
- Mediengruppe Oberfranken
- Autor/in:
- Kunz, Christoph
- Auflage:
- (2013)
- Fächer:
- Deutsch
- Klassen:
- 11-13
- Schulform:
- Gymnasium
Die Erkenntnis der Literaturwissenschaft, dass der früher oft beschworene harte Gegensatz zwischen Aufklärung und Sturm und Drang nicht nachgewiesen werden kann, hat auch den Literaturunterricht erreicht. Was der Freiburger Germanist Gerhard Kaiser schon im Titel seines Buches „Aufklärung. Empfindsamkeit. Sturm und Drang“ zum Ausdruck brachte, nämlich die Einheit einer Epoche, die einige Teilströmungen umfasst, sollte heute Allgemeingut sein.
Allerdings fällt den Schülerinnen und Schülern das Verständnis dieser These schwer. Dies hängt teilweise auch mit der Präparation der Texte zusammen, die oft so ausgewählt sind, dass sie nur um jeweils einen zentralen Begriff – Natur, Regellosigkeit, Vernunft, Genie – kreisen. Diese Begriffe, vor allem wenn sie mit unseren alltagssprachlichen Assoziationen verbunden sind und die Texte nur als kurze „Steinbruchfunde“ gelesen werden, bleiben isoliert, unverbunden, oft scheinbar einander widersprechend und können nicht als Äußerungen, als Dialogpassagen in einem größeren, umfassenden Gespräch aufgefasst werden.
Die vorliegende Unterrichtseinheit versucht dem abzuhelfen. Kern der Einheit ist der vierte Unterrichtsschritt mit seinen acht Materialien. Zwei Entscheidungen – eine personenbezogene und eine inhaltlich-aspektbezogene – bestimmen die Auswahl der Texte.
Die erste Entscheidung bezieht sich auf die Person Jean-Jacques Rousseaus, dessen Einfluss nicht überschätzt werden kann. Zwei Textausschnitte aus seinem bahnbrechenden Erziehungsroman „Emil“ bilden den Einstieg.
Die zweite Entscheidung betrifft die Aspekte, die in den Texten zur Sprache kommen: Die beiden Textauszüge aus Rousseaus Werk thematisieren nämlich die Frage nach der richtigen Erziehung. Die Antworten, die Rousseau gibt, sind wie eine Leuchtspur, die sich in vielen Texten wiederfinden lässt. Dies wird exemplarisch im vierten Unterrichtsschritt gezeigt.
Mit dem inhaltlichen Aspekt „Erziehung“ wird zugleich ein Themenkomplex eröffnet, der besonders Jugendliche ansprechen kann. Die Diskussion über die unterschiedlichen Erziehungskonzepte, die Rousseau – manchmal gewiss etwas holzschnittartig – aufzeigt, ist bis heute nicht beendet.
Die vorliegende Einheit geht davon aus, dass die Schülerinnen und Schüler von der Mittelstufe her Goethes Drama „Götz von Berlichingen“ kennen. Sollte dies nicht der Fall sein, kann der Inhalt leicht über eine „Kinderklassikerversion“ (vgl. Texte und Materialien M2) eingeholt werden. Bei der Textauswahl kommen auch eher unbekannte Texte zum Einsatz, die sich im Schulbuch üblicherweise nicht finden. Die Auswahl der Texte kann leicht durch Verweise auf die gängigen Schulbücher erweitert werden.
Kompetenzen und Unterrichtsinhalte:
* Die Schülerinnen und Schüler untersuchen zahlreiche bekannte und weniger bekannte Texte des 18. Jahrhunderts, und zwar poetische, poetologische, philosophische und pragmatische Texte.
* Sie verstehen das Zeitalter der Aufklärung und des Sturm und Drang als eine einheitliche Epoche, die von einer gemeinsamen Grundschicht – bestimmt durch das Streben nach Selbstbestimmung – getragen wird.
* Sie positionieren die Texte einer exemplarischen Textsammlung in einem Beziehungsnetz und zeigen die Korrespondenzen zwischen den Texten auf.
* Sie entwickeln Ideen, wie sich drei Dramen bzw. Szenenausschnitte dieser Dramen inszenieren und aktualisieren lassen.
Unter anderem sind folgende Texte und Ausschnitte enthalten:
- Gedanken bey dem Fall der Blätter im Herbst – Barthold Heinrich Brockes
- Handeln ist die Seele der Welt – Jakob Michael Reinhold Lenz
- Der Bücherhasser – Rousseau
- Unsere Vorbilder sollen sein Wilde und Spartaner – Rousseau
- Was ist Aufklärung? – Kant
- Einige Szenen aus Goethes Drama “Götz von Berlichingen”
- Inkle und Yariko – Christan Fürchtegott Gellert
- Zu Gotthold Ephraim Lessings Hamburgischer Dramaturgie
- Auszug aus: Physiognomische Fragmente – Johann Caspar Lavater
- Christian Adolph Overbeck will nach Tahiti
- Inhaltsangabe zu Lessings Drama “Emilia Galotti”
- Inhaltsangabe zu Heinrich Wilhelm von Gerstenbergs Drama “Ugolino”
- Inhaltsangabe zu Maximilian Klingers Drama “Sturm und Drang”
- Gert Scobel: Sturm und Drang als Teil der Jugend