Der Mensch in der Lyrik - Unterrichtsmappe
Gesammelte Unterrichtsbausteine zur anthropologischen Lyrik
- Bis zum ersten Advent 25 % sparen!
- Typ:
- Interpretation / Unterrichtseinheit
- Umfang:
- 80 Seiten (3,9 MB)
- Verlag:
- School-Scout
- Autor/in:
- Robben, Friedhelm (Hrsg)
- Auflage:
- (2016)
- Fächer:
- Deutsch
- Klassen:
- 11-13
- Schulform:
- Gymnasium
Diese Lyriksammlung behandelt herausragende Werke der lyrischen Anthropologie. Sie bietet ein Vorwort zu den Besonderheiten lyrischer Werke, die sich mit dem Menschen und seiner Stellung in der Welt beschäftigen.
Es folgen eine Einführung in die Analyse von Gedichten, Steckbriefe zu den behandelten Autoren, Arbeitsblätter, eine Übersicht über die wichtigsten rhetorischen Mittel, ein abschließendes Quiz sowie ein Kompetenzcheck. Sämtliche Elemente lassen sich ausdrucken und direkt im Unterricht einsetzen. Natürlich gibt es zu allen Aufgaben auch Musterlösungen.
Einzelne Abschnitte sind dabei auch für die Nach- und Vorbereitung zu Hause geeignet. Der modulare Aufbau mit kleinschrittigen Arbeitsblättern dient besonders der Binnendifferenzierung. Kreativaufgaben sorgen für zusätzliche Vertiefung und ermöglichen verschiedene Formen der Freiarbeit.
Die Primärtexte zu den Gedichten von Benn, Brecht und Kästner sind aus lizenzrechtlichen Gründen leider nicht enthalten
Inhalt:
- Vorwort & Didaktische Hinweise
- Was ist ein Gedicht?
- Verlaufspläne möglicher Unterrichtsstunden
- Hintergrundinformationen zu den Autoren
- Ausführliche Interpretation der Gedichte
- Arbeitsblätter mit Möglichkeiten zur Binnendifferenzierung
- Lösungen
- Quiz
- Kompetenzcheck
- Übersicht über die rhetorischen Mittel
Behandelte Gedichte:
- Benn – Nur zwei Dinge
- Brecht – Der Schneider von Ulm
- Claudius – Der Mensch
- Goethe – Dauer im Wechsel
- Goethe – Grenzen der Menschheit
- Goethe – Prometheus
- Gryphius – Menschliche Elende
- Kästner – Die Entwicklung der Menschheit
- Schiller – Hoffnung
- Tucholsky – Danach
Textauszug:
Einführendes Vorwort
Dass sich von Menschen verfasste Lyrik über alle literarischen Epochen hinweg mit den zentralen Fragen des Menschseins beschäftigt hat, ist geradezu selbstverständlich. Für alle Schreibenden wie Lesenden tun sich die Fragen nach dem Sinn und Schicksal des Menschen auf. Was ist sein Wesen? Wo ist sein Platz innerhalb der Natur und des Kosmos? Wie soll er sein Dasein gestalten? Lebensentwürfe und Perspektiven mögen sich über die Jahrhunderte gewandelt haben, die existenziellen Fragen, die sich daran anknüpfen, bleiben jedoch gleich. Dadurch bieten sie jeder neuen Generation Anknüpfungspunkte und einen Verständniszugang zu ansonsten eher als angestaubt geltenden Epochen: Was heute gelegentlich „YOLO“ („you only live once“) heißt, kannte man im Barock noch als „carpe diem“ – und doch ist wesentlich das gleiche Motto gemeint. Gerade deshalb eignet sich anthropologische Lyrik, um erstes Interesse für Literaturepochen zu wecken, aber auch um (der Lerngruppe bekannte) Literaturepochen miteinander zu vergleichen und auf stilistische oder inhaltliche Unterschiede hinzuweisen. Dabei muss es keinesfalls immer um hochtrabende oder idealistische Gedankengänge gehen, wenn das Wesen des Menschen anschaulich beschrieben und hinterfragt wird. Manchmal ist es bloß verbrühte Milch, welche die Belanglosigkeit eines ganzen Lebens symbolisieren kann.
Überblick: Lyrische Anthropologie in den verschiedenen Epochen
In der Epoche der Aufklärung (ca. 1720-1785) steht der Mensch insofern im Vordergrund, als dass er als freidenkendes und Kritik äußerndes Wesen an Bedeutung gewinnt. Er nutzt seinen Verstand, indem er sich von der Vernunft leiten lässt und Dinge hinterfragt. Alte Vorstellungen sollen nicht weiter hingenommen und die Menschen von Unterdrückung befreit werden.
Im Sturm und Drang (ca. 1770-1789) gilt der Mensch als Genie, das sich nicht durch traditionelle Werte, sondern seine Freiheit, Gefühle und eigene Gesetze leiten lässt. Die Individualität des Menschen und sein subjektives Empfinden spielen im Sturm und Drang ebenfalls eine große Rolle. Der Mensch bildet gemeinsam mit der Liebe, Natur und dem Göttlichen eine Einheit.
Die Weimarer Klassik (1786-1805) zeugt vom Streben des Menschen nach Humanität, Vollkommenheit und Harmonie. Die wahre Menschlichkeit, das Schöne und Wahre, ist ihr Ziel.
Zentrale Themen der Romantik (ca. 1790-1830) sind das eigene Erleben, die Seele sowie Psyche des Unbewussten. Weiterhin spielt das Gefühl, die Sehnsucht und das Streben nach dem Selbst des Menschen eine große Rolle. Der nüchternen Wirklichkeit stehen Gegenwelten, das Phantastische und Übersinnliche gegenüber, welche die Romantiker faszinierten. Grenzen sollen aufgelöst und die völlige Subjektivität erreicht werden.
Zur Zeit des Biedermeiers (ca. 1815-1848) gewinnt die Familie an Bedeutung. Der Mann gilt als Oberhaupt der Familie, die Kindererziehung rückt in den Fokus. Das Äußern von Kritik an der Politik wird unterbunden, sodass sich der Mensch in sein Privatleben zurückzieht. Auch bürgerliche Tugenden wie Fleiß, Ehrlichkeit und Bescheidenheit sind kennzeichnend für die Epoche des Biedermeiers und die Kunst wird als Mittel zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls erlebt.
In der Neuen Sachlichkeit (ca. 1910-1920) setzt sich die Literatur mit der äußeren Wirklichkeit auseinander. Soziale und wirtschaftliche Missstände werden aufgezeigt. Die Realität wird möglichst objektiv und genau wiedergegeben, der Mensch mit seinen Alltagssorgen und Problemen in der Massengesellschaft gesehen. Dabei überwiegt eine sachliche Sprache. In den Werken der Neuen Sachlichkeit treten insbesondere Arbeiter, Angestellte, Sekretärinnen o.ä. als Akteure in Erscheinung.