Bin ich verrückt geworden? Oder die ganze Welt? – Ein Erwachsenwerden im Wien der 1930er-Jahre
"Der Trafikant" von Robert Seethaler - Prosa – Nachkriegsliteratur bis Gegenwart
- Abiturthema in:
- Nordrhein-Westfalen 2024 + 2025
- Typ:
- Interpretation / Unterrichtseinheit
- Umfang:
- 48 Seiten (1,9 MB)
- Verlag:
- RAABE
- Auflage:
- 2 (2021)
- Fächer:
- Deutsch
- Klassen:
- 11-13
- Schulform:
- Gymnasium
“Der Trafikant”, der vierte Roman Robert Seethalers, ist der erste große Publikumserfolg des österreichischen Schriftstellers: Die Geschichte des siebzehnjährigen Franz Huchel aus der Provinz, der als Lehrling in einem Zeitungskiosk (Trafik) die Umwälzungen im Wien der 1930er-Jahre wie den Anschluss Österreichs ans Dritte Reich erlebt und eine ungewöhnliche Freundschaft mit Sigmund Freud entwickelt, zieht Jugendliche wie Erwachsene in ihren Bann.
Der Protagonist bietet dabei auf seiner Suche nach Orientierung zwischen Ausbildung, Sinnfragen, der aufblühenden Faszination für das andere Geschlecht und ersten sexuellen Begegnungen Identifikationspotenzial für die jugendlichen Leser. Gleichzeitig kann der Roman zum Anlass genommen werden, erzähltechnische Analysemethodik zu schulen, zeitgeschichtliche Kontexte zu entdecken und sich literaturwissenschaftlichen Fragestellungen anzunähern.
Mit Lernerfolgskontrolle
Die Unterrichtseinheit weist eine Klammerstruktur auf: Am Beginn und am Ende positionieren sich die Schülerinnen und Schüler zum Roman – am Beginn spontan, am Ende reflektiert und im Rückgriff auf Erarbeitetes. Didaktisch steht hier die Metakognition im Hintergrund – ein zentrales Merkmal kompetenzorientierten Unterrichts.
Dauer: 12–14 Stunden + LEK
Kompetenzen:
- Inhalt, Aufbau und Figurenkonzeption eines epischen Textes differenziert erfassen und erläutern
- realhistorische Bezüge des Romans benennen und ihre kompositorische Funktion erklären
- die Erzähltechnik des Romans kategoriengeleitet untersuchen
- die sprachliche Gestaltung epischer Texte und deren Funktion erläutern
- Merkmale unterschiedlicher Romangenres erläutern und einem Text zuordnen
Die Arbeitsblätter und Kopiervorlagen sind so angelegt, dass sie nicht nur antizipierte literaturwissenschaftliche Erkenntnisse zutage fördern, sondern auch – dem exemplarischen Charakter eines kompetenzorientierten Unterrichtsvorhabens folgend – grundlegende Methoden im Umgang mit Erzähltexten schulen wollen. Daher wird der Einsatz eingeführten „Handwerkszeugs“ auch immer wieder geübt und in ersten Schritten Erarbeitetes in der Lerngruppe gemeinsam überarbeitet.
Hinsichtlich der Methodik liegt ein Schwerpunkt auf kooperativen Arbeitsformen im Sinne des Prinzips „Think – Pair – Share“, wobei dies an die jeweiligen Ziele und Gegenstände der Stunde angepasst wird. Mit Blick auf die Unterscheidung von produktionsorientiertem, rezeptionsorientiertem und analytischem Deutschunterricht liegt der Schwerpunkt hier – mit Blick auf die Ansprüche der Sekundarstufe II und die Abiturvorbereitung – auf dem Zusammenspiel von Rezeption und Textanalyse.