Was heißt Exilliteratur und zu welchem Zweck befassen sich die Schüler damit im Deutschunterricht? Diese grundlegende Frage bildet den didaktischen Rahmen, an dem sich die Bearbeitung von Texten der Exilliteratur in der vorliegenden Unterrichtseinheit orientiert.

Im deutschsprachigen Raum versteht man traditionell unter Exilliteratur solche Texte und Werke, die von den aus Nazideutschland exilierten bzw. geflohenen Autoren in den Jahren 1933 bis 1945 verfasst wurden. Allerdings werden diese Eingrenzung und das damit verbundene Verständnis der Exilliteratur als einer abgeschlossenen Epoche aus heutiger Perspektive in Frage gestellt. In mehrfacher Hinsicht erscheint eine zeitliche und räumliche Ausweitung des Exilbegriffs angebracht.

Zwar zeichnen sich die meisten Exilautoren durch eine antifaschistische Haltung aus. Mit ihren Werken wollten sie die Welt über den Nationalsozialismus aufklären und den Widerstand gegen die NS-Diktatur unterstützen. Doch keineswegs erschöpfen sich ihre Texte in der Verarbeitung der Exilerfahrungen zwischen 1933 und 1945. Es fällt vielmehr auf, dass die darin exponierten Motive wie Flucht und Vertreibung, Entwurzelung und Entfremdung etc. auch im 21. Jahrhundert nichts an Aktualität verloren haben.

Ziel der Unterrichtssequenzen Abiturlektüre Exilliteratur ist es daher, die Lernenden an die Erkenntnis heranzuführen, dass die deutsche Literatur des Exils nicht nur die historischen Dimensionen des Phänomens „Exil“ offenbart, sondern auch einen Bezug zur Gegenwart ermöglicht. Dabei können sie erkennen, auf welche Weise hochaktuelle Begriffe wie Heimat, Fremdheit, kulturelle Identität, Flucht und Vertreibung sowie die Ausbildung interkultureller Identitäten bereits in der „historischen“ Exilliteratur vorausgedacht wurden.

Die Unterrichtseinheiten des vorliegenden Bandes sind immer gleich aufgebaut:

• Die Auftaktseite stellt die Unterrichtsinhalte in einen thematischen Zusammenhang, nennt Hintergrundwissen und ergänzende Informationen.
• Die Folgeseite enthält überblicksartig den möglichen Unterrichtsverlauf und gibt didaktische und methodische Hinweise zur Unterrichtsgestaltung.
• Im Zentrum der Unterrichtseinheit steht ein Arbeitsblatt für die Schüler, mit dessen Hilfe sich der thematische Kern der Unterrichtseinheit erarbeiten lässt.
• Das Schülerarbeitsblatt ist ergänzt um eine Übersicht zu den Unterrichtsergebnissen. Hier sind sowohl die Lösungen zu den Arbeitsblättern enthalten als auch mögliche Tafelbilder bzw. andere Formen der Ergebnissicherung.
• Abgeschlossen wird die Einheit durch ein weiteres Schülerarbeitsblatt zur Hausaufgabe. Neben der inhaltlichen Weiterarbeit und Lektüre steht hier auch die Wiederholung von Basiswissen (inklusive Schreibtraining) im Mittelpunkt.

Alle Arbeitsblätter sowie die Materialien des Ideenpools (zur Ergänzung, Vertiefung und Differenzierung) finden sich veränderbar und an die konkrete Unterrichtssituation anpassbar im Zusatzordner. Dieser Zusatzordner enthält außerdem vier Klausurvorschläge (samt Erwartungshorizont und einer exemplarischen Lösung) sowie Lösungen der Schülerarbeitsblätter zur Hausaufgabe.

Die Materialien sind so ausgewählt, dass sie alle wichtigen Gattungen der Exilliteratur berücksichtigen. Sie ermöglichen somit sowohl eine umfassende als auch eine differenzierte Auseinandersetzung. Sie können auch weitgehend selbstständig durch die Schüler erarbeitet werden. Der Band kann so nicht nur als Grundlage für eine ganze Unterrichtssequenz zur Exilliteratur dienen, sondern auch als Materialpool zur Wiederholung und Differenzierung bzw. zur selbstständigen Erarbeitung der Texte.