e.o.plauen - Vater und Sohn
Text- und Gestaltungsideen zu den besten Bildgeschichten
- Typ:
- Unterrichtseinheit
- Umfang:
- 49 Seiten (16,6 MB)
- Verlag:
- Kohl Verlag
- Autor/in:
- Tiemann, Hans-Peter
- Auflage:
- 2 (2024)
- Fächer:
- Deutsch
- Klassen:
- 2-5
- Schulform:
- Grundschule, Gymnasium, Hauptschule, Realschule
Erich Ohsers Bildergeschichten kommen ohne Superhelden und ohne Klamauk aus. Vater und Sohn erleben kleine Alltagsabenteuer, mal ganz leise und immer voller Lebensfreude, Zuversicht und Zärtlichkeit. So stolpern beide durch die rund 150 Bildreihen, die ihr Autor in den Jahren zwischen 1934 und 1937 schuf, der Alte als schnauzbärtiger Kindskopf, der Junge oft mit lebenskluger List und Weisheit.
Ein riskanter Rollentausch, der ganz und gar nicht zur herrschenden Ideologie der dreißiger Jahre passte. Umso mehr erstaunt die ungeheure Popularität, die Erich Ohsers anarchischer und partnerschaftlicher Gegenentwurf zu den autoritären Erziehungspraktiken seiner Zeit bekam. Während die Vermarktung längst eingesetzt hatte und Merchandising-Artikel überall präsent waren, zog sich e.o.plauen – so sein Pseudonym – so still und augenzwinkernd zurück, wie er es in seiner letzten Bildergeschichte zu Papier brachte. Nach einer Zeit der Kooperation mit den Machthabern – während des Zweiten Weltkriegs zeichnete er für die NS-Wochenschrift „Das Reich“ – ging Erich Ohser auf Distanz zum Regime. Nachdem ihn ein Freund wegen kritischer Äußerungen denunziert hatte, wurde er 1944 als Wehrkraftzersetzer von der Gestapo verhaftet. Am Vortag seines Prozesses nahm sich Erich Ohser in einer Zelle das Leben.
Während die Vater-Sohn-Geschichten in den Sprach- und Lesebüchern jahrzehntelang überdauerten, wurden sie in den vergangenen Jahren nach und nach durch vermeintlich moderne Medienangebote aus Comic und Film ersetzt. Der vorliegende Band präsentiert keine Nostalgiedidaktik, vielmehr möchte er mit e.o.plauens Werken eine Bild- und Figurenwelt wiederbeleben, die Kinder verschiedenen Alters immer noch anspricht und vor allem dazu anregt, den liebenswerten Figuren eigene Ideen ‚anzudichten‘. So können sich Vater und Sohn auch im Zeitalter der Kompetenzorientierung sehr wohl behaupten, weil ihre Geschichten so viele Leerstellen enthalten, weil Zwischenbilder in den Köpfen der Betrachter entstehen, weil sie Gefühle und Absichten erahnen lassen und mit ihrer wohltuend sachten Langsamkeit reichhaltige Steilvorlagen für einen modernen Deutschunterricht geben.
Auf den folgenden Seiten werden Bildgeschichten zu verschiedenen Themenkreisen präsentiert. Die Arbeitsaufträge sind steigernd angeordnet, beginnen mit Aufforderungen zur einfachen Wiedergabe der Szenen und Ereignisse und werden zunehmend komplex, wobei das Symbol zu anspruchsvoller Erarbeitung auffordert und die Bühne zum szenischen Spiel einlädt.
Der Vater-Sohn-Werkzeugkasten bietet sich schließlich ebenso wie das Vater-Sohn-Spiel dazu an, mit den Vorlagen kreativ und textproduktiv umzugehen. Hier sind Kleingruppen und Partnerarbeiten sinnvoll. In großen Teilen kann das vorliegende Material zur selbstständigen Erarbeitung in der Lernwerkstatt oder in der Freien Arbeit genutzt werden. Die Lösungsvorschläge dienen der Lernerfolgskontrolle.
Und wenn Erich Ohser von sich sagt, „Ich bin als Sohn geboren und habe mich im Laufe der Jahre zum Vater emporgearbeitet“, dann ist ihm das zum Glück nie ganz gelungen.