Ist Verhütung Frauensache?
Verhütungsmethoden und kritische Reflexion
- Typ:
- Unterrichtseinheit
- Umfang:
- 43 Seiten (2,2 MB)
- Verlag:
- RAABE
- Auflage:
- 1 (2021)
- Fächer:
- Biologie
- Klassen:
- 7-8
- Schulform:
- Gymnasium, Förderschule, Hauptschule, Realschule
Das Leitthema dieser Unterrichtseinheit ist provokativ, trifft aber die aktuelle Diskussion. Wer übernimmt heute die Verantwortung für die Verhütung einer ungewollten Schwangerschaft und von sexuell übertragbaren Krankheiten? Oft wird lediglich auf die Antibabypille verwiesen und damit der Frau allein die Verantwortung zugeschoben. Für junge Mädchen und Frauen bietet sich ein Hormonpräparat aber nicht immer an und kein hormonell wirksames Verhütungsmittel schützt vor Geschlechtskrankheiten. Die Thematik bedarf demnach einer etwas weitsichtigeren Behandlung. Außerdem ist das Sexualleben eines Menschen stark gefühlsbetont. Entsprechend sollte ein Bildungsangebot nicht nur auf kognitive Lernzuwächse abheben, sondern Emotionen und Intuitionen mit in den Erkenntnisprozess einbeziehen. Dies geschieht in dieser Einheit durch die Konzeption einer Fallstudie. Die fiktiven Protagonisten Samanta und Jacob erleben das Problem der Peergruppe hautnah. Dieses gilt es zu lösen. Dazu ist Fachwissen, aber auch Einfühlung nötig. Auf beide Dimensionen eines nachhaltigen Lernens hebt der sinnstiftende Kontext ab. Für Schülerinnen und Schüler dieser Altersstufe ist Wissen über den eigenen Körper und den des anderen Geschlechts sowie über alles, was mit Sexualität zu tun hat, von besonderem Interesse. In dieser Zeit setzt bei vielen Jugendlichen die Pubertät ein und Körper und Psyche beginnen sich spürbar zu verändern. Kompetenzen zum verantwortungsvollen Umgang mit sich selbst und anderen in sexuellen Bezügen, Fachwissen über sexuelle Körperfunktionen, den Befruchtungsprozess und altersgerechte Verhütungsmaßnahmen sind von großer Relevanz. Die Sexualerziehung gewinnt mit dem Einsetzen der Pubertät besondere Bedeutung, da die Sexualität nun einen festen Platz und eine wichtige Rolle im Leben der Jugendlichen einnimmt.
Die Schülerinnen und Schüler wiederholen am Fall von Samanta den Bau der weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane. Sie frischen ihr Wissen zu den Keimzellen auf und betrachten den Befruchtungsprozess präzise. Die Unterrichtsbausteine fördern das kooperative Lernen und damit auch die sprachliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Methodisch abwechslungsreiche Übungen und Vertiefungen führen zu einer Konsolidierung wichtiger fachlicher Grundlagen und fördern die Bildungssprache. Ausdruck der sprachsensiblen Konzeption der Lerneinheit sind z. B. methodisch unterschiedliche Aufforderungen zur Texterschließung, zur Erstellung eines Glossars oder zur selbstständigen Textproduktion in Form der angestrebten Urteilsbildung. Neben den auf Fachwissen fokussierenden Unterrichtsbausteinen, werden in anderen Unterrichtsabschnitten durch die Fallstudie von Samanta und Jacob auch Gefühlen und ersten Bewertungen Raum gegeben. Der intuitive Zugang zu den Problemen einer altersgerechten Verhütung und einer angemessenen Übernahme von Verantwortung ermöglicht eine Identifizierung mit dem fiktiven Liebespaar. Die individuelle Auseinandersetzung wird damit über die kognitive Dimension hinaus um die emotionale erweitert. Die ganzheitliche Erfassung der für die Lernendne brisanten Thematik ermöglicht eine nachhaltig reflektierte Haltung und ist damit Voraussetzung für ein gelingendes Sexualerleben in Verantwortung. Zum Ende der Lerneinheit haben die Lernenden ein fundiertes Überblickswissen über die Vor- und Nachteile von Verhütungsmitteln erworben. Sie können das Problem zwischen Samanta und Jacob erklären und begründend passende Verhütungsmethoden vorschlagen. Da-rüberhinaus wird die Haltung in Frage gestellt, ob Verhütung Frauensache sei. Auf Basis von Sachkompetenz und Einfühlungsvermögen bilden sich die Schülerinnen du Schüler in einer kontrovers angelegten Diskussion ein eigenes Urteil, welches sie in Form einer Textnachricht wahlweise Samanta oder Jacob zukommen lassen. Dieser Text sollte eine angemessene Begründungsstruktur enthalten, d. h. auf Fachwissen Bezug nehmen, Folgen reflektieren und logisch aufgebaut sein. Dieses schriftliche Urteil kann auch einer Leistungsbewertung unterzogen werden.
Inhaltsverzeichnis:
- Methodisch-didaktische Hinweise
- M 1 Weibliche und männliche Geschlechtsorgane
- M 2 Keimzellen und Befruchtung
- M 3a Steckbrief „Samenzelle“
- M 3b Steckbrief „Eizelle“
- M 4 Lückentext über Keimzellen und Befruchtung
- M 5 Das erste Mal für Samantha und Jakob
- M 6 Verhütungsmethoden – Pro und Kontra
- Lösungsvorschläge
- Literatur
Kompetenzprofil:
- Kompetenz: Anforderungsbereiche
- Fachlicher Bezug: Sexualerziehung, Keimzellen, Befruchtung, Empfängnisverhütung
- Methodenkompetenz: Fallstudie, Cluster, Glossar, Steckbrief, Quiz, Lückentext, Lernplakat, Gallery-Walk, Urteilsfindung, Textproduktion, Think-Pair-Share
- Basiskonzepte: System: Zelle-Organe-Organismus, Struktur und Funktion: Angepasstheit des menschlichen Körpers an die Reproduktion, Entwicklung: Individualentwicklung
- Erkenntnismethoden: Kritische Reflexion des Sprachgebrauchs zum Thema Sexualität, Einüben von Bildungssprache in situationsangemessenen Sprachanlässen – respektvoll und geschlechtssensibel, kriteriengeleitete Beurteilung von Verhütungsmitteln, sexuelle Verantwortungsteilung
- Kommunikationskompetenz Beschreiben, vergleichen, erklären, argumentieren und präsentieren