Gottfried Keller - Romeo und Julia auf dem Dorfe
Interpretation und Inhaltsangabe
- Typ:
- Unterrichtseinheit
- Umfang:
- 84 Seiten (9,6 MB)
- Verlag:
- Mediengruppe Oberfranken
- Autor/in:
- Geist, Alexander
- Auflage:
- 1 (2022)
- Fächer:
- Deutsch
- Klassen:
- 11-13
- Schulform:
- Gymnasium
„Romeo und Julia auf dem Dorfe“ ist eine in Vergessenheit geratene Lektüre eines Großmeisters realistischer Erzählkunst. Im Oberstufenunterricht dominiert bei der Behandlung eines realistischen Werkes Theodor Fontanes „Effi Briest“. Bei diesem zweifellos hervorragenden Roman sehe ich didaktisch allerdings ein Problem: Das hohe Gewicht an Dialogen bei gleichzeitig wenig äußerer Handlung kommt den Lesebedürfnissen von Schülern/-innen nicht entgegen, und die Länge schreckt viele ab. Kellers Novelle hingegen bietet diesbezüglich mehr an Aktion, und jugendliche Helden stehen den Schülern/-innen sicher auch näher als Effi und Innstetten. Der gesellschaftliche Hintergrund, die „Denke“, was Beziehungen angeht, ist in beiden Texten für heutige Leser/-innen völlig fremd, aber das betrifft jeden Text des Bürgerlichen Realismus.
Kellers Novelle gilt gleichzeitig als einfach und wird daher z. B. vom ISB, Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in Bayern, für die 9./10. Jgst. empfohlen. Einmal abgesehen davon, dass Schüler/-innen dieser Altersstufe mit Kellers Novelle kaum zu Leseratten werden (ich nenne das einen Leseverhinderungsunterricht), verschwendet man die Novelle – sie bietet so viel mehr als das, was man in der Mittelstufe mit ihr anfangen kann. Die ganze realistische Erzählkunst, das realistische Literaturprogramm lässt sich an diesem Text hervorragend veranschaulichen.
Kompetenzen und Unterrichtsinhalte:
Die Schülerinnen und Schüler lernen eine inhaltlich, thematisch und sprachlich-erzählerisch repräsentative Novelle des Bürgerlichen bzw. Poetischen Realismus kennen.
- Sie erarbeiten die Hauptthemen: Gesellschaftskritik, Schuld und Sühne,
- vergleichen Kellers Version des Romeo-und-Julia-Stoffes mit der von Shakespeare,
- analysieren die Novelle aus gattungstheoretischer Sicht,
- untersuchen die erzählerische und sprachliche Gestaltung mit einem Schwerpunkt auf der Symbolik
und
- beschäftigen sich schließlich mit historischem Hintergrund sowie Dichtungstheorie des Bürgerlichen bzw. Poetischen Realismus und ordnen Kellers Novelle begründet in diese Epoche ein.