Islam: Willkommen in Deutschland?
Dem Islam in Bildern begegnen
- Typ:
- Unterrichtseinheit
- Umfang:
- 56 Seiten (33,3 MB)
- Verlag:
- RAABE
- Auflage:
- 1 (2016)
- Fächer:
- Ethik, Religion, Sowi/Politik
- Klassen:
- 7-9
- Schulform:
- Gymnasium
Gehört der Islam zu Deutschland? Wie lebt es sich bei uns nach dem Koran? Und warum ist es so schwer für Muslime, die bei uns leben, für sich eine eigene Identität zu formulieren? Mit Humor, aber auch dem nötigen Ernst erzählt Soufeina Hamed über ihren Alltag als junge Muslima in Deutschland. Ihre Comics laden dazu ein, einen unvoreingenommenen Blick auf den Islam zu werfen und über innergesellschaftliche Probleme gemeinsam zu lächeln. Ein Lächeln, das alle Beteiligten miteinander verbindet. So ermöglichen sie eine authentische Begegnung mit dem Islam und leiten zum interreligiösen Lernen an.
Aktuellen Umfragen in Deutschland zufolge empfindet jeder/jede Zweite den Islam als Bedrohung. Viele setzen Islam und Islamismus bzw. Terrorismus unhinterfragt gleich. Ängste resultieren nicht zuletzt aus den starren Bildern, die viele im Kopf haben: Frauen mit Kopftuch, strenge Regeln beim Fasten und Beten. In diesem Beitrag begegnen die Lernenden dem Islam in Bildern. Dabei werden bestehende Bilder bewusst aufgegriffen, denen neue, andere Bilder entgegengesetzt werden.
Soufeina Hamed, deutsch-tunesische Illustratorin, setzt in ihren Comics ihre Identität als in Deutschland aufgewachsene Muslima ins Bild. In jeder Stunde dieser Einheit steht einer ihrer Comics im Mittelpunkt der Betrachtung. Jeder von ihnen ermöglicht eine authentische Begegnung mit dem Islam und leitet die Jugendlichen zum interreligiösen Lernen an.
Ziel dieser Unterrichtseinheit ist es, die Lernenden zum Dialog zu befähigen. Die Comics, welche das leitende Medium dieser Einheit darstellen, sind aus der Perspektive einer deutschen Muslima gezeichnet. Deshalb nähern sich die Lernenden dem Islam nicht wie sonst von außen, sondern aus der Innenperspektive. Wie leben Muslime in Deutschland? Was verbindet die großen Weltreligionen miteinander und was unterscheidet sie? Vermittelt werden im Rahmen dieser Einheit vor allem inhaltliche Kompetenzen – zum Beten und Fasten im Islam –, vor allem aber personale, gesellschaftliche und interreligiöse Kompetenzen – wie Empathie, Toleranz, Identität und Dialogfähigkeit.
In Anlehnung an Leimgrubers Skizze interreligiösen Lernens1 ermöglicht diese Einheit eine differenzierte Auseinandersetzung mit religiösen Zeugen und Zeugnissen. Entsprechend führen die einzelnen Unterrichtsschritte über die Wahrnehmung zum gelenkten, aber auch selbst angeeigneten Verstehen. Die Jugendlichen üben sich darin, religiöse Zeugnisse im Unterricht zu deuten, ihre Erfahrungen und Beobachtungen mit dem religiösen Hintergrund des Islam zu verknüpfen, um die Innenseite dieser Religion kennenzulernen. Über das konkrete Zeugnis hinaus erhalten die Jugendlichen im Rahmen dieser Einheit die Möglichkeit, Muslimen zu begegnen. Dies hilft, Vorurteile abzubauen. Ziel der Begegnung mit fremden Religionen ist nicht Übereinstimmung mit dem anderen oder Integration des Andersartigen in den eigenen Glauben, sondern Respekt und Achtung vor dem Unvertrauten.
Die Begegnung mit dem Fremden fördert sowohl die Auseinandersetzung mit dem anderen als auch diejenige mit sich selbst. Denn Lernen geschieht, indem wir Erfahrungen verarbeiten, welche unser Verhaltensrepertoire erweitern. Leimgruber ordnet den fünf Lernschritten und ihren Lernzielen (Zeugnisse wahrnehmen, Phänomene deuten, durch Begegnung lernen, Fremdheit akzeptieren, sich existenziell auseinandersetzen) globale, das heißt in diesem Falle gesellschaftliche Lernziele wie den Abbau von Vorurteilen, die Fähigkeit zum Perspektivwechsel oder die Bereitschaft zur Konfliktbewältigung zu. Interreligiöses Lernen umfasst alle Wahrnehmungen, die eine Religion betreffen, aber es „geschieht (auch) durch das Gespräch in direkten Begegnungen. Im Zentrum dieses Verständnisses steht somit der Dialog, in dem sich beide Gesprächspartner gegenseitig respektieren und zu verstehen versuchen und der zur Konvivenz, zum Miteinander in respektierter Differenz führen soll“.
Wie bettet sich diese Einheit in den Lehrplan?
Die Lehrpläne verorten die Auseinandersetzung mit dem Islam in der Sekundarstufe I.
Die vorliegende Unterrichtseinheit gliedert sich ein in den „Gegenstandsbereich Religionen und Weltanschauungen“.
Alle Bildungspläne bundesweit legen großen Wert auf die Förderung des interreligiösen Dialogs. Zielsetzung des Ethikunterrichts ist es, zur Kommunikation und solidarischen Partizipation über den eigenen Kulturkreis hinaus zu befähigen. Vor allem im Zusammenhang mit der steigenden Zahl muslimischer Schülerinnen und Schüler ist es die Aufgabe von Schule, die je eigene Identität wie das Gemeinsame inmitten des Differenten zu stärken. Schülerinnen und Schüler sollten befähigt werden, in einer pluralen Gesellschaft in gegenseitigem Respekt und friedlich zusammenzuleben. Dazu kann der Ethikunterricht einen entscheidenden Beitrag leisten.
*Wie geht diese Reihe methodisch vor?
Der Schwerpunkt der vorliegenden Reihe liegt auf der Bildarbeit. Die Lernenden nähern sich dem oft vorurteils-, bisweilen konfliktgeladenen Thema „Islam“ über leicht zugängliche Comics, die immer wieder zum Perspektivwechsel einladen: Wie leben, fühlen, glauben Muslime (in Deutschland)? Sie sind selbstentlarvend und eröffnen neue Gesprächshorizonte.
Wie ist die vorliegende Reihe aufgebaut?
- Stunde 1 und 2: Schubladen im Kopf? – Vom Umgang mit Muslimen in Deutschland
- Stunde 3 und 4: Was macht Identität aus? Was bedeutet (mir) Heimat?
- Stunde 5 und 6: Muslimisch – weiblich – deutsch!? – Rollenbilder im Fokus
- Stunde 7 und 8: Beten – ein lästiges Ritual?
- Stunde 9 und 10: Fasten – überkommener Brauch oder sinnvolle Auszeit?
- Stunde 11 und 12: Brücken bauen – aber wie?
Welche Kompetenzen werden im Rahmen dieser Einheit gefördert?
Die Schülerinnen und Schüler
- deuten und erläutern religiöse Riten und Bräuche wie Fasten und Gebet.
- erkennen bestehende Vorurteile in Bezug auf den Islam und reflektieren diese kritisch.
- verstehen religiöse Zeugnisse und erläutern ausgewählte Suren aus dem Koran.
- können sich über (inter)religiöse Fragen und Überzeugungen verständigen.
- werden zum Dialog mit Muslimen befähigt.
- entdecken Wurzeln und Wert der (eigenen und) fremden (religiösen) Identität.
- schätzen Wert und Einfluss der eigenen und der fremden Kultur.
- reflektieren den Einfluss der religiösen und kulturellen Sozialisation und entwickeln die Bereitschaft, traditionelle Vorstellungen, Vorurteile und Klischees infrage zu stellen.
- gestalten und präsentieren Sachinformationen abwechslungsreich und adressatenorientiert.
- erkennen die Frage nach der eigenen Identität als menschliche Grundfrage und können diese mit der eigenen Wirklichkeit in Verbindung bringen.