Pop und Ukrainekrieg
Neue Bedeutung von „1944“ und anderen Songs
- Typ:
- Unterrichtseinheit
- Umfang:
- 45 Seiten (44,4 MB)
- Verlag:
- RAABE
- Auflage:
- 1 (2022)
- Fächer:
- Musik, Sowi/Politik
- Klassen:
- 8-10
- Schulform:
- Gymnasium, Realschule
Der diesjährige ESC-Gewinn des politisch umgedeuteten Titels „Stefania“ (Kalush Orchestra) ist nur eine von vielen Reaktionen der Pop-Welt auf den Ukrainekrieg. Bereits 2016 hatte der Song „1944“ der Sängerin Jamala auf den sich anbahnenden Konflikt aufmerksam gemacht. Dieses Stück bildet im Rahmen der vorliegenden Unterrichteinheit den Ausgangspunkt für ein handlungsorientiertes didaktisches Arrangement, das neben weiterer Musik auch Videoclips und Live-Performances thematisiert.
KOMPETENZPROFIL:
- Klassenstufe: 8–13
- Dauer: ca. 14 Unterrichtsstunden
- Kompetenzen: Rezeption, Produktion und Reflexion von Musik und Videos
- Thematische Bereiche: Musik und Gesellschaft, Musik und Geschichte, Populäre Musik,
Musik verschiedener Kulturen, Visualisierung von Musik - Klangbeispiele: ZIP-Zusatz-Datei
Der Song „1944“ und seine visuellen Umsetzungen
Die eigene Familiengeschichte bildet den Ausgangspunkt des Songs „1944“, für den die ukrainische Sängerin Jamala Text und Musik schrieb. Ihre Urgroßmutter gehörte zu den 1944 deportierten Krimtataren und eines von deren Kindern zu den Todesopfern. Allerdings nehmen die Lyrics das historische Geschehen lediglich zum Anlass einer universalen Klage über menschliches Leid und Anklage unmenschlichen Handelns.
Auffällig ist hierbei die Verwendung des Krimtatarischen im Refrain. Die dort gesungenen Zeilen entstammen dem volkstümlichen Lied „Ey, Güzel Qirim“, das während der Verbannung der Krimtataren anonym entstanden war und Jamala durch ihre Urgroßmutter vermittelt wurde. Auch in Intro, Refrains und Solobreak des Popsongs „1944“ spiegelt sich die osmanisch-türkisch geprägte Musikkultur der Krimtataren wider.
Demgegenüber zeichnet sich der Gesang in den englischsprachigen Strophen und der Beat (Grundrhythmus) des Stückes durch eindeutige Bezüge auf das afro-amerikanische Genre R´n’B aus. Allerdings bilden die erwähnten türkisch-orientalischen Elemente hierbei kein vordergründiges exotisches Kolorit, sondern können vielmehr vor dem Hintergrund des Textes und seiner Thematik ebenso als Teil der symbolischen Dimension der Musik verstanden werden, wie etwa auch die machtvollen Bassakzente oder die atmosphärischen Keyboardsounds.
Didaktische Optionen
Die hier vorgestellte Unterrichtseinheit bietet zahlreiche optionale Materialen an, die Vertiefungen oder auch individuelle Schwerpunktsetzungen ermöglichen. Dies geht einher mit dem Bezug auf unterschiedliche musikdidaktische Konzeptionen, wobei hierbei die interkulturelle Musikpädagogik und der Ansatz des Doing Popkultur besonders hervorzuheben sind.
Dies bedeutet zugleich, dass hörendes Erschließen, musikbezogene Analyse, Textarbeit und kritische Erörterung immer wieder um musikalisch oder anderweitige handlungsorientierte Zugänge ergänzt werden oder diese auch zum Ausgangspunkt von Stunden genommen werden. Darüber hinaus erfolgen Impulse zu einer Überführung der Thematik in eigene popkulturelle Praxis der Lerngruppe in Form von Adaptionen, Bearbeitungen oder Transformationen.