Wladimir Kaminer - ein deutscher Dichter aus Moskau

Die Schüler lernen den deutsch-russischen Autor und „Russendisko“, seine Sammlung von Kurzgeschichten, kennen

Blick ins Material

Wladimir Kaminer - ein deutscher Dichter aus Moskau

Die Schüler lernen den deutsch-russischen Autor und „Russendisko“, seine Sammlung von Kurzgeschichten, kennen

Typ:
Unterrichtseinheit
Umfang:
25 Seiten (0,2 MB)
Verlag:
Mediengruppe Oberfranken
Auflage:
(2004)
Fächer:
Deutsch
Klassen:
11-13
Schulform:
Gymnasium

„Das ist zu skurril, das kann doch nicht wahr sein, das gibt es nirgendwo. Das ist nicht Deutschland, das du da beschreibst“ – das sind Reaktionen, die der Schriftsteller Wladimir Kaminer, Autor hinreißend direkter und komischer Kurzgeschichten, von seinen Lesern inzwischen gewohnt ist. Es ist aber durchaus Deutschland, gesehen mit den Augen eines Menschen, der sich nicht in den für Schriftsteller üblichen Kreisen, sondern in so genannten Randgruppen bewegt, und notiert aus dem Blickwinkel eines Autors, der erst seit wenig mehr als zehn Jahren in diesem Land lebt und dem noch nichts selbstverständlich geworden ist.

Wladimir Kaminer, 1967 in Moskau geboren und 1990 im Zuge der großen historischen Umwälzungen nach Berlin emigriert, führt eine zumindest in Teilen noch gewöhnungsbedürftige Schriftstellerexistenz. Nicht nur sind regelmäßige Radiosendungen bei Radio MultiKulti sein Metier, er organisiert auch Veranstaltungen wie seine inzwischen berühmte und berüchtigte Russendisko, auf denen es sehr laut und kreativ zugeht. Seine Kurzgeschichten, die er erst vor wenigen Jahren veröffentlicht hat, haben ihn überraschend schnell zum „Kultautor“ mit Bestseller-Anspruch werden lassen.

Aber ob das Literatur ist? Und gar Schullektüre? Führt uns Kaminer doch in eine skurrile Welt, in der es keineswegs so gesittet zugeht, wie es der Pädagoge seinen Schülern üblicherweise nahe legen will. Von solchen Bedenken sollten wir uns lösen. Kaminer stellt uns, im durchgehend unterhaltsamen, komischen und beiläufigen Ton, eine Welt vor, die existiert, ob wir das wahrhaben wollen oder nicht. Es ist die Welt derer, die am Rande unserer Gesellschaft leben, die Welt der legalen, halblegalen und illegalen Einwanderer aus aller Welt, deren Nationalität und Identität allenfalls für die deutschen Behörden Relevanz hat, die Welt der Taschenspieler, Prostituierten und Kneipenbesucher, die Welt der Abbruchhäuser und Etagenklos, deren Existenz wir nur zu gerne leugnen würden oder der wir nicht selten mit Vorurteilen begegnen. Diese Welt beschreibt Kaminer scheinbar ungerührt und nicht selten zynisch. Es ist allerdings nicht schwer, hinter die Fassade dieses „coolen“ Tons zu blicken und dahinter die Liebe zu diesem Milieu und den darin lebenden Menschen zu erkennen. Wer sich auf Wladimir Kaminers Geschichten einlässt, kann viel über diese Menschen lernen und erfahren – und damit Fremdenphobie und Fremdenfeindlichkeit wirksamer begegnen als mit jedem moralischen Appell.

Die vorliegende Einheit greift nur wenige Kurzgeschichten exemplarisch heraus. Die oben genannte Sammlung ist auch deshalb für den Unterricht besonders geeignet, weil sie mit ihren selten mehr als dreiseitigen Geschichten ein Höchstmaß an Flexibilität ermöglicht. Wladimir Kaminers Geschichten sprechen – auch durch ihre einfache Sprache – sehr direkt zum Leser. Es ist deshalb jederzeit möglich, sie ohne große Einbettung in Einzel- oder Vertretungsstunden einzusetzen.

Die einzelnen Unterrichtsschritte im Überblick:

  • 1. Schritt: Einwanderer
  • 2. Schritt: Beziehungskiste Berlin
  • 3. Schritt: Nie wieder Weimar

Kompetenzen und Unterrichtsinhalte:
* Die Schüler lernen den deutsch-russischen Autor Wladimir Kaminer und Russendisko, seine Sammlung von Kurzgeschichten, kennen.
* Sie erkennen den eindeutig autobiografischen Charakter dieser Erzählungen, in denen Kaminer seine Erfahrungen und die seiner Familie und Freunde bei der Einwanderung in Deutschland verarbeitet.
* Sie erhalten Einblick in eine gleichermaßen vertraute wie fremde Welt, die sich mitten in unserer Gesellschaft entwickelt hat.
* Sie beschäftigen sich über das Medium seiner Kurzgeschichten mit dem Phänomen der Immigration nach Deutschland in den Jahren seit 1990 und den damit verbundenen neuen (meist unbekannten) Formen der Existenz.
* Sie erkennen Kaminers Technik, Gesellschaftskritik und Denkanstöße in scheinbar lapidaren, humoristischen und anekdotenhaften Schilderungen zu transportieren.
* Sie nehmen die besondere Stellung eines Immigranten zur Kultur und Sprache (Literatur) seines Einwanderungslandes und die damit verbundene Chance einer gleichzeitig distanzierten und beteiligten Perspektive wahr.
* Sie erhalten und erarbeiten Argumente zum Abbau von Fremdenfeindlichkeit und Fremdenphobie.
* Sie lernen Wladimir Kaminer als einen neuen, modernen Schriftstellertyp kennen, der sich in seinem kulturellen Verhalten (Russendisko) und in der Nutzung verschiedener moderner Medien (Radio, Fernsehen, Internet) deutlich von den bisher üblichen Leitbildern abhebt.

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