Die Rolle der Frau im Islam - Religion - Kultur - Recht
Menschenrechte, Scharia, Rechtsverständnis, Fundamentalismus Zwangsehe u.v.m.
- Typ:
- Unterrichtseinheit
- Umfang:
- 53 Seiten (1,5 MB)
- Verlag:
- Mediengruppe Oberfranken
- Autor/in:
- Sinz, Wolfgang
- Auflage:
- (2016)
- Fächer:
- Sowi/Politik, Religion
- Klassen:
- 9-13
- Schulform:
- Gymnasium, Realschule
In den letzten Jahren wurde immer wieder über die Frage gestritten, ob muslimische Lehrerinnen als Beamtinnen ein Kopftuch tragen dürfen oder nicht.
Die vorliegende Unterrichtseinheit zielt auf das islamische Rechtsverständnis ab. Wichtig ist dabei die Frage, ob die islamische Auffassung von Menschenrechten mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) vereinbar ist -und wenn nicht, wo die zentralen Gegensätze in der Auffassung von Menschenrechten liegen.
Das Ehe- und Familienrecht gilt als Kern des islamischen Gesetzes. Die Stellung der Frau im Islam wird somit fundamental von den Vorschriften der Scharia geprägt. Allerdings wird die Auslegung unterschiedlich gehandhabt: Kulturelle Besonderheiten, regionale Unterschiede (Stadt vs. Land) und der Grad der Frömmigkeit sind mitentscheidend für eine eher konservative oder progressive Auslegung der Scharia. In jedem Fall kommt aber der Frau in der Ehe nicht die gleiche Rechtsstellung zu wie dem Mann.
Eine weitere zentrale Frage ist, inwieweit eine muslimische Frau verpflichtet ist, ein Kopftuch zu tragen. Deutlich wird dabei, dass es das Kopftuch nicht gibt und dass bei der Beantwortung dieser Frage vor allem die Entscheidungsfreiheit der Frau bedeutsam ist. Der Koran trifft diesbezüglich keine eindeutigen Aussagen – auch hier sind Auslegung und Interpretation ausschlaggebend. Dies wird anhand verschiedener Fallbeispiele verdeutlicht.
Nicht nur infolge der Vorkommnisse an Silvester 2015 oder fundamentalistischer Strömungen unter muslimischen Einwanderern fordert Grünen-Chef Cem Özdemir einen europäischen, aufgeklärten Islam. Für ihn ist die Richtschnur für eine gelingende Integration das Grundgesetz, über dem keine Religion stehen darf. Özdemir mahnt in diesem Zusammenhang auch die muslimischen Dachverbände zu mehr Engagement für Integration. Ruud Koopmans, Direktor der Abteilung “Migration, Integration, Transnationalisierung” am Wissenschaftszentrum Berlin, sieht vor allem in der kulturellen Distanz vieler Muslime in Deutschland ein Integrationshemmnis.
Am Ende der Einheit ist die Türkei Thema. Hier hat sich die Stellung der Frau gemäß “Global Gender Gap Report” von 2015 deutlich verschlechtert: Der Report listet die Türkei lediglich auf Platz 130, knapp vor Saudi-Arabien.
Kompetenzen und Unterrichtsinhalte:
Die Schüler sollen
- sich mit dem islamischen Rechtsverständnis auseinandersetzen
- das Spannungsverhältnis zwischen der UNO-Menschenrechtscharta und den beiden bekanntesten islamischen Erklärungen der Menschenrechte erläutern können
- die Verbreitung der Scharia als Rechtsgrundlage in islamischen Ländern kennenlernen
- die Stellung der Frau in der Scharia erarbeiten
- die Arbeit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) beurteilen
- anhand verschiedener Koran-Suren die Stellung von Mann und Frau im Islam vergleichen
- erkennen, dass sich liberale Muslime deutlich von fundamentalistischen unterscheiden
- sich mit unterschiedlichen Meinungen über das Kopftuchgebot auseinandersetzen
- die Begründung des Kopftuchs im Koran recherchieren und bewerten
- nachvollziehen, wie sich die Stellung der Frau unter islamistischem Einfluss (am Beispiel des IS) deutlich verschlechtert
- sich mit der Problematik der Zwangsehe vertraut machen
- Organisationen recherchieren, die sich gegen die Zwangsehe in Deutschland engagieren
- Möglichkeiten und Grenzen, gegen die Zwangsehe rechtlich vorzugehen, analysieren
- verschiedene Voraussetzungen für eine gelingende Integration von Muslimen in Deutschland erarbeiten und bewerten
- die vier großen Dachverbande der Muslime in Deutschland kennenlernen
- sich mit der Stellung der Frau in der Türkei unter Erdogan kritisch auseinandersetzen.