Arbeitnehmerinteressen und Arbeitgeberinteressen im Konflikt: Tarifverhandlungen in Zeiten der Inflation gelten traditionell als besonders hart. Kaufkraftverlust auf Seiten der Beschäftigten trifft auf Unternehmen, die angesichts der Teuerung selbst unter Druck stehen.

Das gilt nicht nur für die Tarifkonflikte in der Wirtschaft, sondern in besonderem Maße auch für die Tarifauseinandersetzungen im öffentlichen Dienst.

In der Tarifrunde 2023 im öffentlichen Dienst fordern die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di und dbb beamtenbund und tarifunion 10,5 % mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeberseite wies die Forderungen zunächst als inakzeptabel zurück und verwies auf die leeren öffentlichen Kassen aufgrund des fortwährenden Krisengeschehens, angefangen durch die Corona-Krise über die Energiekrise bis hin zur Flüchtlingskrise, die die Kommunen nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs an ihr Limit bringt.

Arbeitnehmerinteressen und Arbeitgeberinteressen im Konflikt und die Frage, wie diese durch Tarifverhandlungen zum Ausgleich gebracht werden können, sind Gegenstand von zwei Arbeitsblättern. Die Thematik wird schülergerecht und praxisnah am Beispiel der Tarifverhandlungen 2023 im öffentlichen Dienst erarbeitet.

2 Arbeitsblätter über die Interessen von Beschäftigten und Arbeitgebern:

Am Beispiel der Tarifauseinandersetzungen im öffentlichen Dienst 2023 benennen die Schülerinnen und Schüler die Interessen von Beschäftigten und Arbeitgebern sowie von betroffenen Bürgern. Sie analysieren die unterschiedlichen Argumente aller Gruppierungen und verstehen, dass Tarifverhandlungen im Rahmen der Tarifautonomie ein wichtiger Bestandteil unserer Sozialen Marktwirtschaft sind, um die Interessen langfristig zum Ausgleich zu bringen, damit die Sozialpartnerschaft produktive Wirkungen in der Volkswirtschaft entfalten kann.

Schaubild über die Entwicklung der Tarifbindung in Deutschland:

• Ein Schaubild über die Entwicklung der Tarifbindung rundet die Materialien ab.

Kompetenzen:

Ziel der drei Arbeitsblätter ist es, dass die Schülerinnen und Schüler Interessen von Beschäftigten und Arbeitgebern benennen können und verstehen, dass Tarifverhandlungen in unserer Wirtschaftsordnung den Rahmen darstellen, um die gegensätzlichen Interessen zum Ausgleich zu bringen.

• Ausgehend von Berichten über Warnstreiks im öffentlichen Dienst 2023 aktivieren die Lernenden ihr Vorwissen über Tarifauseinandersetzungen im öffentlichen Dienst und tauschen sich über mögliche Erfahrungen mit Warnstreiks aus
• Die Lernenden informieren sich über die konkreten Forderungen der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes sowie über die Reaktion der öffentlichen Arbeitgeber in der Tarifrunde 2023
• Die Lernenden erläutern mit eigenen Worten, was man unter Tarifautonomie versteht, identifizieren die an Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst unmittelbar beteiligten Gruppen mit ihren Vertretungsorganisationen sowie die indirekt beteiligten Bürger bzw. Steuerzahler. Sie analysieren häufig genannte Argumente dieser Gruppierungen und verfassen aus den verschiedenen Perspektiven je ein Statement, in dem sie die Positionen der jeweiligen Gruppe argumentativ untermauerny
• Sie informieren sich über den weiteren Verlauf der Tarifrunde 2023 sowie mögliche Verhandlungsergebnisse
• Sie erörtern, aus welchen Gründen von der tarifvertraglichen Festlegung der Lohn- und Arbeitsbedingungengen eine Schutzfunktion für betroffene Arbeitnehmer ausgeht
• Sie begründen, warum Tarifparteien trotz aller gegensätzlichen Interessen eine Partnerschaft in der Wirtschaftsordnung der Sozialen Marktwirtschaft ausüben. Sie verstehen, dass diese Partnerschaft, sofern sie von beiden Seiten verantwortungsvoll mit Leben gefüllt wird, produktive Wirkungen für unsere Volkswirtschaft entfaltet