Anna Seghers - Erzählungen

Kreative Ideenbörse Deutsch in der Sekundarstufe II

Blick ins Material

Anna Seghers - Erzählungen

Kreative Ideenbörse Deutsch in der Sekundarstufe II

Typ:
Unterrichtseinheit
Umfang:
27 Seiten (0,3 MB)
Verlag:
Mediengruppe Oberfranken
Auflage:
(2014)
Fächer:
Deutsch
Klassen:
11-13
Schulform:
Gymnasium

Anna Seghers’ umfangreiches Erzählwerk beispielhaft im Deutschunterricht zu behandeln, vereint zwei große didaktische Vorteile: Erstens ist ihr Schreiben als die ästhetische Praxis einer Jüdin und einer sozial engagierten Kommunistin integral mit den großen historischen Wendepunkten und Krisen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts verbunden. Die sozialen und gesellschaftlichen Risse in der Weimarer Republik, der faschistische Terror, Krieg und Völkermord durchziehen ihre Texte wie ihr gesamtes Leben. Zweitens zählt ihr umfangreiches Werk unzweifelhaft zur großen Erzählkunst, sie ist eine der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen des letzten Jahrhunderts.

Anregend und anschaulich vermitteln Seghers’ ebenso kunstvolle wie eingängige Erzählungen und Romane einen wirkungsmächtigen Eindruck von menschlichen Schicksalen und Verhaltensweisen im Horizont der sozialen Krisen und zivilisatorischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts.

Ungeachtet der unbestrittenen ästhetischen Qualität ihres Werkes gilt es, die eigensinnige und schaffensfrohe Autorin – Büchner-Preisträgerin von 1948 und weltberühmte Verfasserin des Erfolgsromans „Das siebte Kreuz“ – für den Literaturunterricht wiederzuentdecken. Dies mag daran liegen, dass man in Westdeutschland der sozial engagierten Kommunistin, die sich für den ostdeutschen Staat entschied, mit starken ideologischen Vorbehalten begegnete. Im Ungeist des Kalten Krieges wurden sie und ihre Texte in der Bundesrepublik kaum beachtet. In den geistigen Stillstand hinsichtlich der Rezeption der Schriftstellerin kam im Westen erst im Laufe der 80er-Jahre – 1982 wurde sie Ehrenbürgerin ihrer Geburtsstadt Mainz – Bewegung. Die aufkeimende Renaissance der Seghers-Rezeption in der Bundesrepublik kommt sprichwörtlich in der Titel gebenden Formel „Kein Denkmalschutz für Anna Seghers“ des Forschungsbeitrages von Friederike Hassauer und Peter Ross zum Ausdruck.

Die für die vorliegende Einheit ausgewählten Erzähltexte – „Das Vaterunser“ und „Die Unschuldigen“ – eignen sich sehr gut, dem literarischen Wirken Anna Seghers’ einen Zugang zum Literaturunterricht zu schaffen und den Literaturunterricht anregend wie bildend zu gestalten. Sie sind recht kurz, linear und ohne selbstreferenzielle Form-Experimente erzählt; sie ziehen den Leser durch die Eindringlichkeit ihres ebenso nüchternen wie scharfen Berichtsstils und die Präzision der Darstellung mit konkretem Sachhintergrund in ihren Bann und vermitteln schließlich einen intensiven Eindruck von historischen Erfahrungen.

Die Bedeutung für die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen liegt auf der Hand: Seghers’ erzählerische Kleinode konfrontieren über die Veranschaulichung historischer Erlebnisse hinaus unmissverständlich mit Themen von spezifsch ethischer Qualität – mit Fragen nach Werten und Einstellungen zu menschenverachtender Aggression und Ignoranz.

Kompetenzen und Unterrichtsinhalte:
* Die Schülerinnen und Schüler erschließen sich anhand kurzer Erzähltexte zentrale Inhalte von Anna Seghers Werk.
* Sie erarbeiten sich Kenntnisse über die systematische Gewalt gegen Andersdenkende im Faschismus am Beispiel der frühen Konzentrationslager.
* Sie setzen sich am Beispiel einer Satire von Anna Seghers kritisch mit der Vergangenheitsbewältigung im Nachkriegsdeutschland auseinander.
* Sie erörtern Fragen von Schuld und Verantwortung.
* Sie arbeiten an produktionsorientierten Schreib- und Gestaltungsaufträgen.

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Material-Nr.: 60367

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