Lektüren im Unterricht: Frisch - Homo faber

Literatur fertig für den Unterricht aufbereitet

Blick ins Material

Lektüren im Unterricht: Frisch - Homo faber

Literatur fertig für den Unterricht aufbereitet

Typ:
Arbeitsblätter / Unterrichtseinheit
Umfang:
78 Seiten (1,1 MB)
Verlag:
School-Scout
Auflage:
(2013)
Fächer:
Deutsch
Klassen:
11-13
Schulform:
Gymnasium

“Lektüren im Unterricht” gibt Ihnen alle notwendigen Unterrichtshilfen und Arbeitsblätter an die Hand, um Max Frischs Roman “Homo faber” im Unterricht zu erarbeiten und Ihre Schülerinnen und Schüler so bestmöglich auf die zentralen Abiturprüfungen vorzubereiten. Im Fokus steht dabei die möglichst selbstorganisierte Erarbeitung der Lektüre.

Diese Unterrichtsmappe zu “Homo faber” bietet umfangreiche und didaktisch aufbereitete Arbeitsblätter sowie Kopiervorlagen für den direkten Einsatz in verschiedenen Phasen der Lektürearbeit. Ein strukturierter und differenzierter Leseprozess wird dadurch angeleitet, die weitere Bearbeitung im Unterricht maßgeblich erleichtert. Aufgaben zur Interpretation leiten gezielt bei der Erarbeitung des Romans an, die durch eine genaue Inhaltsangabe sowie tiefergehende Charakterisierungen der Personen in “Homo faber” unterstützt wird. Arbeitsblätter zur Leistungsüberprüfung sowie eine abschließende Klausur mit Erwartungshorizont und ausführlicher Musterlösung können zur Klausurvorbereitung sowie zur Selbstüberprüfung herangezogen werden.

Inhalt:

  • Didaktische Hintergrundinformationen
  • Zusammenfassung, Textanalyse & Interpretation
  • Charakterisierung der Hauptpersonen (Walter Faber, Elisabeth Piper, Sabeth, Hanna Landsberg, Ivy, Professor O., Joachim Hencke, Herbert Hencke)
  • Arbeitsblätter zur Erarbeitung der Lektüre im Unterricht (Aufbau, Form, Sprache & Inhalt von Homo Faber)
  • Kompaktes Prüfungswissen in Frage und Antwort
  • Anregungen & Hinweise zur Erstellung von Klausuren
  • Direkt einsetzbare Klausur (Faber und sein Verhältnis zu anderen Menschen – Veränderung Fabers in Cuba – Faber und Sabeth)


Textauszug:

Vorwort

Das vorliegende Unterrichtsmaterial setzt sich mit Max Frischs „Homo Faber” auseinander, einem der prägendsten Romane der deutschen Nachkriegsliteratur. Die fiktive Autobiographie des „Menschen als Handwerker“, Walter Faber, dessen Technikgläubigkeit und durchweg rationales Weltbild durch schicksalhafte Ereignisse einen Wandel erfährt, behandelt eine in der Nachkriegszeit und auch heute noch sehr weit verbreitete Weltsicht mit all ihren Problemen.

Dabei bietet das Werk viele Aspekte, die sich zur eingehenden Behandlung und Diskussion im Unterricht anbieten: Von der Identität und Selbstbetrachtung Fabers über die Beurteilung seiner persönlichen Schuld und seines Frauenbildes bis hin zur Frage, was Rationalität überhaupt bedeutet. Auch literaturtheoretisch ist der von antiken Tragödien ebenso wie von modernen Helden- und Antihelden inspirierte Roman höchst interessant. Sprache und Form sind untersuchenswert, wie auch die autobiographischen Bezüge zu Max Frisch selbst. In jedem Fall bietet „Homo Faber“ eine interessante und verständliche Lektüre, die nicht nur aufgrund ihrer literaturgeschichtlichen Bedeutung lesenswert ist – sondern schlicht aufgrund ihrer Qualität und steten Aktualität.

Zeitliche Struktur

Die „Erste Station” verfasst der Erzähler in der Zeit vom 21. Juni bis 8. Juli in seinem Hotelzimmer in Caracas. Dabei berichtet er vor allem über die Zeit vom 25. März bis zum 28. Mai, bedient sich aber gleichzeitig einiger Rückblenden über die weiter zurückliegende Vergangenheit bis 1936, zum Beispiel hinsichtlich seiner Beziehung zu Hanna und ihrer Schwangerschaft.

Die „Zweite Station” beschreibt der Erzähler im Athener Krankenhaus vom 19. Juli bis zum 26. Juli und bezieht sich dabei auf die Ereignisse vom 28. Mai bis zu seinem Todestag. Aber auch hier sind Rückblenden vorhanden – einerseits in die erzählte Zeit der Ersten Station, andererseits erneut in die Vorvergangenheit bis 1936.

Erzählperspektive

„Homo faber” wird in der Tagebuchform erzählt. Damit handelt es sich um die Ich-Perspektive. Dies passt zum modernen Roman, welcher weniger konkrete Geschehnisse objektiv und mit allgemeingültigem Bezug, sondern vielmehr subjektives Erleben darstellen möchte.

Da die Geschehnisse im Rückblick erzählt werden (die “Erste Station” berichtet in der Zeit vom 21. Juni bis 8. Juli über die Geschehnisse vom 25. März bis 28. Mai, die “Zweite Station” wurde vom 19. Juli bis zu Fabers Todestag (26. Juli) verfasst und beschreibt die Ereignisse von Ende Mai bis zum Todestag), sodass am Ende Erlebtes und schriftlich Verfasstes ineinander übergehen.

Durch die erinnernde Tagebuch-Perspektive handelt es sich um einen auktorialen Ich-Erzähler: Zwar ist die Sichtweise eine subjektive – Faber berichtet alles aus seiner persönlichen Wahrnehmung -, das Innenleben Hannas, Ivys oder anderer Charaktere bleibt dem Leser verborgen. Dennoch ist der Erzähler, da er die Erlebnisse rückblickend aufschreibt und somit den weiteren Verlauf der Handlung vollständig überblickt, ein auktorialer, sprich, allwissender. Allerdings geschehen einige Wechsel von auktorialem zu personalem Erzähler – immer dann, wenn Faber aktuelle Überlegungen oder Geschehnisse aufschreibt.

Zudem entsteht eine Überlagerung von Ich-Erzählperspektiven: Während der Ich-Erzähler die Handlung der „Ersten Station” erzählt, ist er gleichzeitig aktuell erlebendes Ich der „Zweiten Station”.

So befindet sich der Erzähler selbst als Teil des Geschehens mitten in der Handlung und kann gleichzeitig wissend auf bereits Erlebtes zurückblicken und Vorausdeutungen, Andeutungen, etc. gebrauchen.

In der Literaturwissenschaft ist häufig diskutiert worden, ob ein strikt rationaler, emotions- und kunstskeptischer Mensch wie Walter Faber als Autor eines umfangreichen Tagebuchs realistisch ist.

Diese Frage ist einerseits berechtigt, andererseits sollte beachtet werden, dass der Erzähler gerade in den Geschehnissen der „Zweiten Station” eine Aufweichung bzw. zumindest unterschwellige Zweifel an seinem rein technokratischen Weltbild erkennen lässt (vgl. seine erlebnisbetonte Schilderung der Zeit vom 9.-13. Juli in Cuba). Zudem ist es denkbar, dass auch ein vernunftbetonter Mensch wie Walter Faber am Ende seines Lebens das Bedürfnis verspürt, das Erlebte niederzuschreiben, um das Erlebte zu strukturieren, zu ordnen und das eigene Verhalten zu rechtfertigen.

Sprachlicher Stil

Die „Erste Station“ ist geprägt von einer sachlichen, knappen Sprache mit vielen naturwissenschaftlichen bzw. mathematischen Bezügen wie genauen Zeitangaben, Größe der Karte, technischen Details des Flugzeugs, etc. (vgl. S. 22 f., S. 17; S. 11) .

Die Sätze sind kurz gehalten, teils im Stakkato-Stil (vgl. S. 95), mit wenigen Adjektiven. Auffällig sind auch Zitate und Verweise auf wissenschaftliche Literatur (vgl. S. 24), welche das wissenschaftsorientierte Weltbild Fabers hervorheben.

Diese dokumentarische Sprache betont Fabers neutrale, emotionsvermeidende Perspektive auf sein Leben.

Unter dem Einfluss Sabeths ist eine leichte Veränderung zu verzeichnen: Die Sätze werden länger (vgl. S. 134) und Emotionen werden zumindest erwähnt („Ich fand es auch schade …“, S. 123; „Ich weinte“, S. 138). Besonders die klare Aussage „Ich weinte“ (S. 138) ist für Fabers sonstigen Sprachstil äußerst bemerkenswert und zeigt, dass die Wucht und Dramatik der Ereignisse sein abgeklärtes Weltbild ins Wanken brachten.

Auch die Zeit nach Sabeths Tod in Zürich und auf Cuba beschreibt der Erzähler ungewohnt detailreich und erlebnisbetont („die Wolken: wie Watte, wie Gips, wie Blumenkohl, wie Schaum mit Seifenblasenfarben“, S. 213; „Ich hatte keinen besonderen Anlass, glücklich zu sein, ich war es aber“, S. 196).

Wenngleich der Erzähler es nicht offen zugibt, verrät die sprachliche Veränderung, dass Faber von seiner technokratischen Weltsicht nicht mehr überzeugt ist. Sein Lebensentwurf, der die Notwendigkeit von Erfahrung und Emotion verleugnet, scheint gescheitert.

Aus der Reihe Lektüren im Unterricht - Oberstufe und Abitur

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